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WordPress vs WordPress

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WordPress braucht keine Hackerangriffe mehr, es zerlegt sich jetzt selbst. Im Spooky Oktober scheppert es gewaltig. Menschen, die sich sonst wenig bis gar nicht für WordPress interessieren, reden über WordPress gegen WordPress. Genauer gesagt: Automattic vs WP Engine. Was zur Hölle ist denn da los?

Automattic vs WP Engine

Der WordPress-Bruderkrieg tobt zwischen diesen beiden Streithähnen:

Automattic und WP Engine konkurrieren auf diversen Geschäftsfeldern:

  • Managed WordPress Hosting
    wordpress.com (Automattic) vs wpengine.com (WP Engine)
  • Entwicklung von Themes
  • Entwicklung von Plugins
  • Entwicklung von Blocks

Der Knackpunkt ist das Managed Hosting von WP Engine, also die Konkurrenz zu WordPress.com. Zwar bieten auch viele Hoster (wie Ionios, Strato, etc.) ein Managed-WordPress-Paket an, aber hier besteht keine Verwechslungsgefahr. Die Marke des Hosters steht im Vordergrund und nicht WordPress. Bei WP Engine ist der Fokus alleine auf WordPress gerichtet.

Vorwurf: WP Engine gibt nichts zurück

Matt Mullenweg wirft WP Engine vor, dass das Unternehmen seit Jahren vom Open-Source-Projekt WordPress profitiere, der WordPress-Community aber viel zu wenig an Arbeitsstunden oder Geld zurückgebe. In einem Blogeintrag nannte er WP Engine gar ein „Krebsgeschwür für WordPress“. Eine völlig unmögliche Wortwahl.

Vorwurf: Markenrechtsverletzung

Matt Mullenweg wirft dem Konkurrenten eine Markenrechtsverletzung vor. Der WordPress-Gründer ist der Meinung, dass WP Engine einen Lizenzvertrag benötige, da eine Verwechslungsgefahr bestehe: Nicht wenige Anwender seien der Überzeugung, dass WP Engine unter dem Mantel von WordPress firmiere.
Dabei ist WP Engine nur eine WordPress-Agentur von vielen. Sie verdient Geld mit WordPress, aber sie hält keine Markenrechte daran.
Allerdings ist in der Markenrechts-Richtlinie von WordPress ganz klar festgelegt, dass das Kürzel WP frei zugänglich ist – im Gegensatz zu diesen Wortmarken:

  • WordPress
  • WordCamp
  • BuddyPress
  • Openverse
  • WP-CLI

WP Engine fordert eine Unterlassungserklärung

Die Firma WP Engine brachte daraufhin ihre Rechtsabteilung in Stellung und forderte von Matt Mullenweg eine Unterlassungserklärung diverser Äußerungen. Die Reaktion von Matt folgte prompt. WP Engine wurde verbannt.

WP Engine von WordPress.org verbannt

Mullenweg sperrte den Konkurrenten WP Engine von WordPress.org aus. Damit zündete er eine neue Eskalationsstufe. Die Kundinnen und Kunden von WP Engine wurden, und das ist sicherheitsrelevant, von den Updates über das Plugin-Directory und das Themes-Directory abgeschnitten. Anschließend legte Matt seine Forderung auf den Tisch und setzte ein Ultimatum:

  • Forderung: WP Engine sollte eine Lizenzgebühr von 8 % des Umsatzes bezahlen.
  • Ultimatum: Für einige Tage waren die Plugins und Themes wieder über WordPress.org verfügbar.

WP Engine lehnte die Forderung ab, ließ das Ultimatum verstreichen und reichte Klage gegen Mullenweg und Automattic ein. WP Engine wurde wieder von WordPress.org verbannt.

Aderlass bei Automattic

Im Team von Automattic brodelte es, denn mit der Art und Weise von Mullenweg kamen viele nicht klar. Der Chef bot daraufhin einen Deal an. Wer das Unternehmen verlassen wollte, erhielt eine Abfindung von 30.000 $ oder sechs Monatsgehälter. Immerhin 159 Angestellte haben Automattic Adieu gesagt. Zur Zeit arbeiten 1733 Menschen in 92 Ländern an den verschiedenen Automattic-Projekten wie WordPress.com, WooCommerce und Tumblr.

Feindliche Übernahme von ACF

WordPress vs WordPress wird auch auf der Plugin-Ebene ausgefochten. Zu den Paradepferden von WP Engine zählt das Plugin Advanced Custom Fields (ACF). Was mit ACF geschah:

  • Mullenweg forkte das Plugin ACF und benannte es in SCF um. Als Secure Custom Fields ist es nun unter neuem Namen im Plugin-Directory verfügbar.
  • WP Engine sicherte den Anwendern der kostenpflichtigen Pro-Version von ACF weiterhin Updates zu.

Kleiner Trost: Die wichtigsten Features von Advanced bzw. Secure Custom Fields dürften in absehbarer Zeit in den WordPress-Core wandern.

Ist die Übernahme von WordPress-Plugins erlaubt?

Was hat Matt Mullenweg gemacht? Ein Plugin „übernommen“? Ist das denn erlaubt? Ja, wenn es sich um Software mit einer GPL-Lizenz handelt, und das ist bei den Plugins und Themes, die unter wordpress.org gelistet sind, der Fall. Und auch WordPress selbst steht unter einer GPL-LIzenz. Damit verbunden sind diese vier Freiheiten:

  • Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck einzusetzen.
  • Die Freiheit zu studieren, wie das Programm funktioniert, und es so zu verändern, dass es das tut, was du willst.
  • Die Freiheit, Kopien weiterzugeben, damit du deinem Nachbarn helfen kannst.
  • Die Freiheit, das Programm zu verbessern und deine Verbesserungen (und modifizierte Versionen im Allgemeinen) der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, so dass die ganze Gemeinschaft davon profitiert.

Rechtlich ist die Übernahme also in Ordnung. Ob dieser Schritt aber klug ist? Denn jetzt fangen Plugin-Hersteller an, das Plugin-Directory von WordPress.org zu verlassen.

GravityPDF verbannt sich selbst

Die Verbannung bzw. feindliche Übernahme von ACF hat hohe Wellen bei den Autorinnen und Autoren von Plugins geschlagen. Einige haben ihre Plugins von WordPress.org entfernt, sind also in die freiwillige Verbannung gegangen. Nach Meldung von WP Tavern zum Beispiel das beliebte Addon GravityPDF. Das Addon produziert PDFs aus den Kontaktformularen von Gravity Forms und verweist auf über 50.000 Installationen. Aktuell ist (23.10.2024) ist es allerdings noch im Directory verfügbar.

Der aktuelle Stand

Stand vom 30. Oktober 2024:

  • WP Engine hat Automattic und seinen CEO Matt Mullenweg verklagt und will die Verbannung von WordPress.org gerichtlich aufheben lassen.
  • WordPress.org hat eine Promotion-Seite gestartet, um Kunden von WP Engine abzuwerben.
  • Wer sich bei WordPress.org einloggen will, muss sich per Checkbox von WP Engine distanzieren:
    „I am not affiliates with WP Engine in any way, financially or otherwise“.
    Der internationale WordPress-Slack, das wichtigste interne Kommunikationstool, wurde per SSO (Single-Sign-On) mit WordPress.org verknüpft. Ohne die Distanzierung von WP Engine ist also weder WordPress.org noch der internationale Slack zugänglich.

Ein Ende der WordPress-Schlammschlacht ist also nicht in Sicht. Weiterer Schaden ist zu befürchten.

Abwarten, was das Gericht sagt

Der Ball liegt nun (auch) vor Gericht und Matt will sich persönlich bis zu einer Gerichtsentscheidung nicht mehr zu WP Engine äußern:

„After this post, I will refrain from personally commenting on the WP Engine case until a judge rules on the injunction.“

Übersetzung: „Nach diesem Beitrag werde ich mich nicht mehr persönlich zum Fall WP Engine äußern, bis ein Richter über die einstweilige Verfügung entschieden hat.“

Die gespaltene Community

Und jetzt? Die ganz große Mehrheit der Community ist einfach nur genervt und wünscht sich, dass der Streit so schnell wie möglich beigelegt wird. Es kann doch nicht sein, dass mit dem Arsch eingerissen wird, was mit dem Kopf aufgebaut wurde. BITTE KRIEGT DAS GEREGELT. Wir wollen schöne Websites bauen und keine Schlammschlacht.

PS: Auf Local WP von WP Engine würde ich ungern verzichten.

Quellen: wptavern, WordPress News, WordPress Slack, Matt Mullenweg, The Verge

WP Engine Affiliate Blues

Wer im Verdacht steht, mit WP Engine zusammenzuarbeiten, fällt bei Automattic in Ungnade. Viele haben jetzt den Blues. Den WP Engine Affiliate Blues…

Bernd Schmitt

Mein Name ist Bernd Schmitt und ich betreibe standardthemes.de.
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