Heute geht um einen häufig verwendeten, aber doch irgendwie ominösen Begriff: CMS, in Langform Content Management System. Was es damit auf sich hat und was WordPress damit zu tun hat? Das erfährst du in diesem Beitrag.
Ein CMS ist ein Regal
Ein Content-Management-System (CMS) ist ein Regal. Aber nicht zum Zusammenschrauben und Draufhämmern wie das Kallax von Ikea, sondern digital. Ein CMS ist eine Software, die Inhalte (Content) ordnet. Im Bereich der Internet-Content-Management-Systeme sind es diese Inhalte:
- Texte und Überschriften – auf jeder Website zu finden
- Listen – auf vielen Websites zu finden. PS: Du liest gerade eine
- Tabellen – auf vielen Website zu finden
- Bilder und Animationen – auf fast jeder Website zu finden
- Videodateien – auf einigen Websites zu finden
- Audiodateien – auf manchen Websites zu finden
- Produkte – auf Onlineshops zu finden
Wer braucht ein CMS?
Heute werden fast alle Websites mit einem CMS erstellt. Aber braucht auch jede Website wirklich ein so ein riesiges System? Die Anwort heißt: nein. Eine Website funktioniert auch auf folgender Basis:
- HTML-Website – auf HTML-Websites stehen Überschriften, Texte, Bilder und Links. Das Layout ist sehr spartanisch. Die Rolle der User ist auf das Lesen beschränkt.
- HTML-Website plus CSS – auf HTML/CSS-Websites stehen Überschriften, Texte und Links in definierten Farben und Größen. Die Website besitzt ein Layout, die Texte und Bilder stehen zum Beispiel oben rechts, mittig oder unten links. Die Rolle der User ist aber immer noch auf das Lesen beschränkt.
- HTML-Website plus CSS plus PHP – Durch den Einsatz der Programmiersprache PHP kann die Website nun interaktiv gestaltet werden. PHP-Websites könne zum Beispiel Kontaktformulare oder Shops enthalten.
Ein CMS wird also zum Betrieb einer Website nicht unbedingt benötigt. Ein Beispiel für eine populäre handprogrammierte Website ist Fefes Blog. Der Betreiber hat das Minimalprinzip zur Markenzeichen gemacht.
Beispiel: Reine HTML-Seite
<!DOCTYPE html>
<html>
<head>
<title>Page Title</title>
</head>
<body>
<h1>Das ist eine Überschrift</h1>
<p>Hallo Welt! Das ist ein Absatz.</p>
</body>
</html>
Der obige Code erzeugt in einem Browser folgende Webseite:
Das ist eine Überschrift
Hallo Welt! Das ist ein Absatz.
Beispiel: HTML-Tabelle
<h3>Spiele-Tabelle</h3>
<table>
<tr>
<th>Brettspiele</th>
<th>Kartenspiele</th>
</tr>
<tr>
<td>Monopoly</td>
<td>Skat</td>
</tr>
<tr>
<td>Siedler von Catan</td>
<td>6 nimmt!</td>
</tr>
</table>
Der obige Code erzeugt in einer HTML-Webseite, die in einem Browser betrachtet wird, folgende Tabelle:
Spiele-Tabelle
Brettspiele | Kartenspiele |
---|---|
Monopoly | Skat |
Siedler von Catan | 6 nimmt! |
Was die Befehle (Tags) in den Klammern bedeuten:
- <h3></h3>
Hier beginnt und endet eine Überschrift dritter Ordnung. Das h steht für heading. - <tr></tr>
Hier beginnt und endet eine Reihe (Zeile). Das tr steht für table row. - <th></th>
Hier beginnt und endet eine Kopfzeile (Zeile). Das th steht für table heading. - <td></td>
Hier beginnt und endet ein Tabellenfeld. Das td steht für table data.
Praktische Übung:
Seite zum Ausprobieren von reinem HTML: w3schools.com
Linkes Fenster: Eingabe von HTML-Code
Rechtes Fenster: Ausgabe der Webseite
Links bitte einfügen:
<h2>Das ist eine Zwischenüberschrift</h2>
Dann auf den grünen Run-Button klicken.
<p style=“color:#800080″>Das ist ein lila Absatz, der über direkt eingefügten CSS-Code eingefärbt wurde.</p>
Dann auf den grünen Run-Button klicken.
Ein CMS wird für die Erstellung einer Website also nicht zwingend benötigt. Aber warum haben sich WordPress, Drupal, Joomla und Typo3 trotzdem durchgesetzt? Das sind die Gründe:
- Nicht jede und jeder hat das Talent, eine Website oder gar einen Onlineshop selbst zu programmieren.
- Die händische Erstellung ist mühsam. Das Erstellen einer Tabelle dauert mit einem CMS nur wenige Sekunden. Auch das Ändern und Ergänzen von Daten einer Tabelle ist mit einem CMS viel schneller erledigt. Beispiel: Lastenrad-Verzeichnis.
- Der Aufwand zur Pflege handprogrammierter Websites ist extrem hoch.
- Für Content-Management-Systeme gibt es vorgefertigte Bauteile, Plugins genannt, die die Funktionen einer Website schell erweitern können.
Das typische Einsatzgebiet für ein CMS
Manchmal werden Content-Management-Systeme auch als Redaktionssysteme bezeichnet. Das ist kaum verwunderlich, denn ein CMS wie WordPress kann eine Zeitungsredaktion oder einen Verlag sehr gut abbilden. In so einer Redaktion werden Beiträge eingereicht, überprüft und freigeschaltet. Die Rollen sind dabei unterschiedlich verteilt. Freie Mitarbeiter reichen Beiträge ein, das Lektorat berabeitet sie und die Redakteure (und nicht diese) dürfen die Beiträge freischalten oder löschen.
Der Aufwand zum Betrieb eines CMS
Ein CMS kann also relativ viel. Auf der Negativ-Seite steht allerdings der Aufwand. Manche HTML-Website steht seit zwanzig Jahren ohne Veränderung stabil im Netz und trotzt den Gefahren. Ein CMS, das fünf Jahre nicht gepflegt wird, wird dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit gehackt. Das sind die Nachteile:
- Aufwand bei der Installation – FTP-Client erforderlich
- Anforderungen an den Webspace – das billigste Hostingpaket genügt nicht
- Datenbank benötigt – die meisten CMS erfordern eine Datenbank
- Aufwand bei Sicherung und Updates – Katastrophen sind nicht ausgeschlossen
- Gefahr von Hacker-Angriffen – je populärer ein System, desto häufiger wird es angegriffen
- Notwendiges Knowhow – Unternehmen benötigen Mitarbeiterschulungen
Die CMS-Landschaft
Zu den populären CMS zählen laut Statista.de (Stand März 2024):
CMS | Marktanteil |
---|---|
WordPress | 62,8 % |
Shopify | 6,2 % |
Wix | 3,8 % |
Squarespace | 3,0 % |
Joomla | 2,5 % |
Drupal | 1,5 % |
Adobe Systems | 1,5 % |
Prestashop | 1,2 % |
Google Systems | 1,0 % |
Webflow | 1,0 % |
In der Tabelle von Statista ist allerdings einiges zusammengewürfelt. Ich sortiere hier mal:
Kostenlose CMS
- WordPress
- Joomla
- Drupal
- Typo3 – nicht in der Tabelle enthalten, zählt aber zu dieser Gruppe
Kostenpflichtige CMS
- Wix
- Squarespace
- Webflow
- Jimdo – nicht in der Tabelle enthalten, zählt aber zu dieser Gruppe
Kostenlose Shopsysteme
- PrestaShop
- JTL Community Free (CFE) – nicht in der Tabelle enthalten, zählt aber zu dieser Gruppe
Kostenpflichtige Shopsysteme
- Shopify
- Shopware – nicht in der Tabelle enthalten, zählt aber zu dieser Gruppe
- JTL – nicht in der Tabelle enthalten, zählt aber zu dieser Gruppe
CMS mit anderen Aufgabengebieten
- Adobe Systems – Websites oder Webshops lassen sich damit nicht selbst erstellen
- Google Systems – Websites oder Webshops lassen sich damit nicht selbst erstellen
Die Auswahl des passenden CMS
Die Auswahl des passenden CMS ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts. Ein ebenso beliebtes, aber auch problematisches Kriterium sind die Features eines CMS.
- Beispiel Typo3 vs WordPress: Universitäten und große Organisationen verwenden Typo3, denn damit lassen sich Benutzerrechte sehr gezielt einsetzen. Allerdings stellt Typo3 erheblich höhere Anforderungen an die Administration.
- Beispiel WordPress vs Shopify: Ein eigens erstellter Shop auf der Basis von WordPress und WooCommerce ist erheblich flexibler als ein Mietshop auf Shopify. Allerdings stellt WooCommerce erheblich höhere Anforderungen an die Administration.
Praktische Übung:
Finde heraus, ob deine LIeblings-Websites mit WordPress laufen!
Einfaches Test-Tool: IsItWP
Die wichtigsten Faktoren zur CMS-Auswahl
- Bedienbarkeit – kann ich dieses CMS bedienen?
- Design – gefallen mir Websites, die mit diesem CMS erstellt wurden?
- Plugins – stehen für dieses CMS Funktionserweiterungen (Plugins und Module) zur Verfügung, die ich für mein Projekt benötige?
- Kontinuität – existiert dieses CMS in zehn Jahren noch?
- Kosten – kann ich die Kosten für dieses CMS aufbringen?
- Support – erhalte ich für dieses CMS Support?
- Dienstleister – stehen für dieses CMS bezahlbare Dienstleister zur Verfügung, auf die ich zurückgreifen kann, wenn ich selbst nicht mehr weiterkomme.
- Spaß – quäle ich mich nur durch ein CMS oder macht mir das irgendwann Spaß?
- Community – kann ich mich an einer Community beteiligen?
Die Communities hinter den CMS
Hinter den kostenlosen CMS stehen Communities, die den Anwenderinnen und Anwendern helfen. Die Community besteht bei Open-Source-Systemen auch aus Entwicklerinnen und Entwicklern. Zu den wichtigsten Strukturen der WordPress-Community zählen:
- Meetups (lokale Treffen)
- WordCamps (überregionale Treffen)
- Die Website wordpress.org, für die deutschsprachige Community de.wordpress.org.
Praktische Übung: Auf Meetup.com das nächste WordPress-Meetup in der Nähe ausfindig machen.
Was heißt Open Source?
Was ist Open Source im Bereich der Software? Als Open Source (offene Quelle) wird Software bezeichnet, deren Quellcode frei verfügbar und einsehbar ist. Ein Beispiel zur Unterscheidung:
- Der Quellcode von Microsoft Office ist nicht einsehbar. Die Verbesserung von Word, Excel und PowerPoint wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Microsoft durchgeführt. Geld erwirtschaftet Microsoft durch den Verkauf von Lizenzen zur Verwendung der Microsoft-Produkte.
- Der Quellcode von WordPress ist einsehbar und wird von einer Community gepflegt. Wer daran mitarbeiten möchte, ist herzlich eingeladen. Aber machen das alle kostenlos? Einige ja, aber auch die Open-Source-Szene benötigt finanzielle Mittel.
Geld verdienen mit Open Source
Nicht alle Unternehmen wollen ein Teil der CMS-Community werden oder gar am Code herumschrauben. Sie möchten sich auf ihr Kerngebiet konzentrieren und lagern den CMS-Aufwand aus. Diese Unternehmen beauftragen Agenturen mit der Erstellung und Pflege ihrer Websites. Auch kostenlose Content-Management-Systeme sind damit zum Wirtschaftszweig geworden. Drei Möglichkeiten, um mit WordPress Geld zu verdienen:
- Website-Agenturen – sie erstellen und pflegen WordPress-Websites für Unternehmen
- Plugin-Hersteller – sie erstellen und und pflegen Bezahl-Plugins für WordPress-Anwender
- Theme-Hersteller – sie erstellen und und pflegen Bezahl-Themes für WordPress-Anwender
Die Verbreitung von WordPress
- Weltweit werden etwa 32,5 Millionen Websites mit WordPress betrieben.
- In Deutschland werden etwa 1,7 Millionen Websites mit WordPress betrieben. Quelle: Builtwith.
Praktische Übung: Auf Builtwith.com die populärsten Websites für das eigene Bundesland aufrufen
Populäre WordPress-Websites:
- Sony Music – Portfolio-Website mit Newsabteilung
- Snoop Dogg – mit eingebettetem Audioplayer, der Songs von Spotify abspielt. Der dazugehörige Shop ist allerdings augelagert, der Snoopermarket nutzt Shopify.
- Spotify Newsroom
- Rolling Stones
- Waltdisney
Zusammenfassung: Was sind Content-Management-Systeme?
- Im Online-Bereich dient ein Content-Management-System (CMS) dem Betrieb von Websites und Onlineshops.
- Ein CMS erfordert zwar Aufwand bei der Installation und Pflege, erleichtert aber die Erstellung und den Ausbau von Websites und Onlineshops erheblich.
- Die händische Eingabe von HTML- und CSS-Code ist bei den gängigen CMS nicht mehr erforderlich. Es ist aber sehr nützlich, das Prinzip von HTML und CSS zu verstehen. In WordPress besteht die Möglichkeit, auch direkt Code einzugeben.
- Die Auswahl des passenden CMS ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts.
- WordPress hat sich auf dem CMS-Markt weltweit durchgesetzt. Mehr als die Hälfte aller Websites wurden mit WordPress erstellt.
- WordPress verfügt über eine große Community, die sich nicht nur virtuell, sondern auch im „wahren Leben“ begegnet. In allen Regionen Deutschlands finden WordPress-Meetups statt.
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